Musiknoten lesen und verstehen für Anfänger*innen – wie geht das?
Aktualisiert: 19. Aug. 2022
Wer je einem Musizierenden über die Schulter geschaut hat oder überlegt hat, selbst ein Instrument zu lernen, hat sie gesehen – Noten. Erging es dir dabei schon so, dass du nicht wusstest, was dort steht? Keine Sorge, damit bist du nicht alleine. Aber es gibt Hilfe. Noten lesen kann man lernen und wenn man weiss, wie das funktioniert, ist es gar nicht so schwer. Mit dem Notenlesen ist es ein bisschen wie mit dem Lesen von Texten. Man muss erst einmal die Symbole verstehen, bis man daraus ein erklingendes Stück machen kann.
Auf welchem Weg kannst du dich dem Notenlesen nähern?
Das Lesen von Noten ist ein Teilbereich der Musiktheorie. So ein Notenblatt kann natürlich auf den ersten Blick respekteinflössend wirken. Denn da sind so viele Linien und Zeichen und was sollen die alle bedeuten?
Am einfachsten wird das mit dem Notenlesen wahrscheinlich, wenn du beim Lernen möglichst viele Sinne ansprichst. Da gibt es beispielsweise den sogenannten LSS-Ansatz. Es handelt sich dabei um eine multisensorische Lerntheorie, das heisst, dass du möglichst viele Sinne in dein Lernboot holst:
L = Lesen: Es ist der visuelle Teil der Sinne. Du liest die verschiedenen Zeichen und Noten.
S = Schreiben: Hier kommt der haptische und motorische Sinn zum Lernen dazu. Du begreifst die Noten und alles, was dazugehört, buchstäblich.
S = Spielen / Singen: Der letzte Sinn, der angesprochen wird, ist der auditive. Du hörst, was du gerade gelesen und geschrieben hast. Dadurch prägt sich alles wirklich ein.
Die Grundlagen – was siehst du auf einem Notenblatt?
Je nachdem, für welches Instrument oder für welche Ensemblegrösse du ein Notenblatt vor dir hast, wirst du eine Notenlinie, bestehend aus 5 Strichen, finden oder auch zwei. Letzteres ist dann der Fall, wenn es sich um eine mehrstimmige Notation handelt. Noch grössere Notationen nennt man auch Partitur. Hier kannst du mitunter ein ganzes Orchester lesen und pro Notenzeile wird ein ganzes Blatt verwendet. In diesem Artikel wollen wir uns aber den Notenblättern mit höchstens 2 Stimmen zuwenden. Die erste Nachricht lautet also, dass du auf dem Notenblatt zwei Zeilen mit je fünf Linien siehst, die am Anfang und am Ende mit einem dicken Strich verbunden sind.
Quelle: Wikipedia
Am Anfang dieser Linien findest du den Notenschlüssel, auf den wir später noch einmal eingehen werden. Denn davon gibt es mindestens zwei und dazu noch ein paar Sonderschlüssel.
Quelle: Wikipedia
Darüber hinaus siehst du die Vorzeichen, nämlich Kreuze und Bs. Diese geben die Tonart an, in der das Stück notiert ist und die über das gesamte Stück gelten, bis neue Vorzeichen gesetzt oder sie aufgelöst werden.
Quelle: Wikipedia
Wesentlich sind es aber die Noten mit ihren unterschiedlichen Werten, also Längen, die unterschiedlich notiert werden. Du siehst sie entweder auf den Linien oder in den Zwischenräumen. Die Position der Noten gibt die Tonhöhe an. Falls es sich um ein Stück mit Text handelt, siehst du auch diesen, aber darum geht es beim Notenlesen natürlich nicht.
Muss man Noten lesen können?
Die grundsätzlich gute Nachricht, wenn du eigentlich keine Noten lesen können möchtest, lautet: Du kannst generell natürlich auch ohne Noten musizieren. Die Noten geben dem Musizieren aber in der Tat eine Struktur und sowie du mit anderen Menschen musizieren möchtest, sind Noten unverzichtbar. Denn nur mit Noten kannst du beispielsweise festlegen, ab welchem Takt und dort bei welcher Zählzeit angefangen wird.
Wenn du aber alleine musizierst, musst du nicht unbedingt Noten lesen können. Du kannst auch rein nach Gehör spielen. Tatsächlich erleichtert aber die Kenntnis vom Notenlesen dein Musizieren enorm. Denn du kannst immer gleichbleibende Ergebnisse produzieren. Ausserdem kannst du dir Fingersätze und weitere Hinweise eintragen und auch das erleichtert dein Musizieren. Denke beispielsweise daran, wenn du ein Stück nach längerer Zeit wieder spielen möchtest. Hast du dir dann hilfreiche Hinweise eingetragen, wirst du es viel schneller wieder genauso gut spielen können.
Generell gilt aber: Es ist nicht verpflichtend, dass du Noten lesen kannst, damit du ein Instrument spielen oder singen kannst. Eine sinnvolle Kombination ist es, dass du zum Üben deine Noten nutzt, zum Auftreten aber nicht mehr. Nach all der Übezeit wirst du das Stück ohnehin auswendig aufführen können und dann musst du nicht die ganze Zeit deine Augen auf die Noten richten.
Welche Zeichen bedeuten was?
Jetzt wird es also ernst. Du hast ein Notenblatt vor dir liegen und was heisst das nun alles?
Da sind erstmal die Notenlinien, also die Systeme. Bleiben wir an dieser Stelle erst einmal relativ einfach. Du siehst dann also zwei Zeilen mit je fünf einzelnen Linien, verbunden mit einem dicken Strich. Am Anfang jeder Zeile siehst du den sogenannten Notenschlüssel.
Quelle: Lernklänge
Auf der oberen Linie findest du die hohen Stimmen, die im Violinschlüssel notiert sind. Dieser markiert mit seinem Anfang das sogenannte eingestrichene g, auch g1 genannt, das auf der zweiten Linie von unten sitzt. Der Schlüssel selbst ist sehr geschwungen und reicht oben über die Linien hinweg und erstreckt sich bis unter die Linien. Wegen seiner Position ab dem g nennt man ihn auch G-Schlüssel.
Quelle: Wikipedia
Die tiefen Töne eines Stücks werden im Bassschlüssel im unteren System notiert. Der Bassschlüssel ist ein sogenannter F-Schlüssel, der relativ einfach geschwungen ist und, wie es der Name bereits vermuten lässt, das f markiert.
Dann gibt es noch die Vorzeichen, die die Tonart des Stücks festlegen. Du kannst dir Kreuze und Bs merken. Ein Kreuz erhöht den Ton um einen Halbton, während ein B den Ton um einen Halbton absenkt.
Quelle: Mus-ig.de
Jede Vorzeichensetzung kann für eine Dur- oder die verwandte Molltonart stehen. Die Tonarten wiederum heissen:
1 Kreuz: G-Dur oder e-Moll
2 Kreuze: D-Dur oder h-Moll
3 Kreuze: A-Dur oder fis-Moll
4 Kreuze: E-Dur oder cis-Moll
5 Kreuze: H-Dur oder gis-Moll
6 Kreuze: Fis-Dur oder dis-Moll
7 Kreuze: Cis-Dur oder ais-Moll
1 B: F-Dur oder D-Moll
2 B: B-Dur oder g-Moll
3 B: Es-Dur oder c-Moll
4 B: As-Dur oder f-Moll
5 B: Des-Dur oder b-Moll
6 B: Ges-Dur oder es-Moll
7 B: Ces-Dur oder as-Moll
In der Tat wird es mit steigender Vorzeichenzahl auch immer herausfordernder, richtig zu spielen, weshalb die meisten Musizierenden mit Stücken mit sehr wenigen oder gar keinen Vorzeichen anfangen.
Das Notensystem, das wir in der westlichen Welt am häufigsten verwenden, basiert auf nur sieben Stammtönen, die c, d, e, f, g, a und h heissen. Jeden dieser Stammtöne kannst du aber noch mit einem Kreuz oder einem B variieren. Die Kreuze hängen jeweils ein „is“ an den Notennamen, also cis, dis und so weiter. Ein B hängt ein „(e)s“ an, also as, es, ces und so weiter. Die meisten Musizierenden empfinden das Musizieren mit Kreuzen als einfacher als mit B. Das ist in der Tat Geschmackssache.
Aber woher weisst du dann, was sich die Person gedacht hat, als das Stück komponiert wurde? Dafür gibt es neben den Notenwerten auch noch die Phrasierungszeichen und die Lautstärkesymbole. Ein f heisst „forte“, also lauter, was durch die Wiederholung des Buchstabens, also ff oder mehr gesteigert wird. Je mehr f, desto lauter soll das Stück erklingen. Ein p heisst piano und auch das kann gesteigert werden, beispielsweise als pp und so weiter. Je mehr p, desto leiser soll die Musik gespielt werden.
Quelle: Wikipedia
Zu unterscheiden sind dann noch die Notenwerte. In welche Richtung der Notenhals zeigt, richtet sich nach der Tonhöhe, also der Position im Notensystem.
Es gibt grundsätzlich:
ganze Noten, die als bauchige Note ohne Füllung und ohne Hals notiert werden.
halbe Noten, die ebenso bauchig ohne Füllung, aber mit Hals notiert sind.
Viertelnoten sind gefüllte schwarze Noten mit Hals.
Achtelnoten sind gefüllte schwarze Noten mit Hals und einem „Fähnchen“. Achtel sieht man, wenn mehrere hintereinander auftreten, auch mit einem einzelnen Balken miteinander verbunden.
Sechzehntelnoten sind wiederum gefüllt, mit Hals und zwei Fähnchen, alternativ mit zwei Balken verbunden, sofern mehrere nacheinander auftauchen.
Zweiunddreissigstelnoten unterscheiden sich davon mit 3 Fähnchen oder 3 Balken bei mehreren nacheinander.
Quelle: Wikipedia
Dann gibt es noch die verschiedenen Phrasierungszeichen und verschiedene Hinweise, die bereits in der Komposition eine bestimmte Spielweise nahelegen sollen. Da sind beispielsweise die Crescendo- und Decrescendozeichen, jeweils aufgehende (lauter werden) und schliessende (leiser werden) spitze Klammern, die über den Noten stehen.
Jedes Instrument verfügt dann noch über zusätzliche Zeichen, die beispielsweise bei Streichinstrumenten die Strichrichtung angeben, was einen unterschiedlichen Klang produziert. Diese legst du unter Umständen auch selbst fest, beispielsweise weil deine Interpretation das erfordert.
Neben den hier genannten beiden Notenschlüsseln gibt es auch noch verschiedene Sonderschlüssel. Diese hier im Detail zu erläutern, würde aber zu weit gehen.
Wie kannst du nun ganz einfach Noten lernen?
Zunächst einmal macht Übung hier ganz klar den Meister. Mache dich zuerst am besten einfach mit der Theorie vertraut. Dann kannst du dir beispielsweise die Noten eines Stücks vornehmen und das Stück damit begleitend hören. So kommst du sehr einfach in die Praxis. Darüber hinaus gibt es auch einige gute Apps, die dir das Lernen erleichtern oder du lernst anhand eines Buchs. Ausserdem wird dir deine Musiklehrperson sicher dabei helfen, dass du die Noten lernst.
Wenn du dich für Musiktheorie interessierst, freuen wir uns auf deine Anfrage.
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