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AutorenbildOli Kipfer

Musikunterricht für Kinder – das musst du als Lehrperson beachten

Aktualisiert: 19. Okt. 2022

Du hast eine Ausbildung in Musik, hast allerdings bislang eher im Performance Bereich gearbeitet? Nun überlegst du dir, umzusatteln oder dir zumindest ein zweites Standbein als Musiklehrperson, vielleicht sogar mit Kindern, aufzubauen? Allerdings weisst du noch gar nicht so genau, auf was du achten solltest. Keine Sorge, das geht den meisten Performenden so. Wir haben dir in diesem Artikel die wichtigsten Tipps zusammengefasst, die dir deine Entscheidung erleichtern können und dir auch konkret eine Hilfe dabei sein können, dir dein Business als Musiklehrperson aufzubaue

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Kinder unterrichten muss gelernt sein!

Dein Angebot

Bevor du zur Tat schreiten kannst, überlege dir dein konkretes Angebot. Das solltest du im Idealfall sogar einmal schriftlich ausformulieren.


Fragen, die du dir in diesem Zusammenhang stellen kannst:

  • Gruppenunterricht oder Einzelunterricht? Beide Formen haben ihre Vor- und Nachteile. Gruppenunterricht erzeugt eine Gruppendynamik. Die Kinder können sich dabei einerseits gut motivieren, auf der anderen Seite kann es dir natürlich auch passieren, dass sie sich gegenseitig ablenken. Kommt das nur bei einzelnen Terminen vor, ist das einfach mal so. Passiert das aber ständig, hast du ein Problem. Frage dich, ob du gerne Gruppen anleitest oder nicht. Denn vieles geht in diesem Zusammenhang auch von dir aus. Einzelunterricht erlaubt konzentrierteres Arbeiten, kann aber gerade für eher schüchterne Kinder einmal schwierig werden, weil das Kind mit dir alleine ist und eventuelle Schwächen nicht so gut in der Gruppe abgefangen werden können. Wie auch immer – triff selbst eine Entscheidung und dann leb diese.

  • Was wird dein Unterrichtsort sein? Willst du lieber zu Hause oder in einem angemieteten Raum, vielleicht sogar einem Studio unterrichten?

Dein Unterrichtskonzept

Jetzt wird es schon ein wenig konkreter. Zu deinen Fragen könnte hier gehören:

  • die Unterrichtszeit: Zu welchen Uhrzeiten willst du unterrichten? Willst du parallel performen oder ausschliesslich unterrichten?

  • die Lektionslänge: Wie lang soll eine Lektion bei dir gehen? Natürlich kannst du unterschiedliche Pakete anbieten. Letzten Endes sollten diese aber ein gesamtes Angebot darstellen.

  • Material: Sollen deine Lernenden ihr Material selbst kaufen, bestellst du es für sie oder brauchst du eigentlich gar nichts? Wenn du Musiktheorie unterrichtest, könnte es beispielsweise sinnvoll sein, wenn deine Schüler*innen Notenpapier haben. Hier brauchst du eine klare Vorgabe, sonst endet es im Chaos und manche werden hervorragend ausgestattet sein, während andere nur auf Blankopapier herumkritzeln.

  • der Stundenablauf: Wie läuft die einzelne Lektion bei dir ab? Das kann sich durchaus nach Altersstufen unterscheiden. Während du mit einer älteren lernenden Person direkt in die Materie einsteigen kannst, brauchen kleinere Kinder noch ein gewisses Ritual zum Ankommen – vielleicht ein Einstiegslied oder etwas Ähnliches.

  • mit oder ohne Eltern: Es gibt Eltern-Kind-Kurse und Kurse, die ausschliesslich für die Kinder gedacht sind. Vermeide hier zig Ausnahmen, denn die führen nur dazu, dass einzelne Eltern jede deiner Ansagen und Anweisungen als Diskussionsplattform missbrauchen. Achte auf einen professionellen Kontext. Du bist die Lehrperson und du steckst den Rahmen. Die Antwort auf diese Frage beantwortet sich schon ein Stück weit nach deiner Zielgruppe. Grosse Kinder und Jugendliche brauchen ihre Eltern nicht, wollen sie vielleicht gar nicht bei sich haben. Jüngere Kinder können in Gruppen gut motiviert werden, dass die Eltern den Raum verlassen sollten. Bei Einzelunterricht kann es schon sinnvoll sein, dass ein Elternteil dabei ist.

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Bedenke bei deinem Konzept auch, was du dafür benötigst. Brauchst du beispielsweise einen Tisch oder anderes Material? Lies dazu gerne auch den Artikel, wie du dein erstes Unterrichtsstudio ausstatten solltest.


Natürlich kannst du dir auch erstmal ein Konzept zusammenschreiben und genau das nach einiger Zeit verwerfen, weil es sich in der Praxis nicht bewährt. Wichtig ist aber, dass du dir zumindest Gedanken darüber machst.


Deine Zielgruppe

Wenn du dich entscheidest, Kinder zu unterrichten, frage dich: Ab welchem Alter ergibt Unterricht Sinn und mit welcher Altersklasse möchtest du arbeiten? Vielleicht arbeitest du sehr gerne mit ganz kleinen Kindern zusammen. Aber ist das sinnvoll bei deinem Instrument? Oder arbeitest du viel lieber mit grösseren Kindern zusammen und möchtest die ganz Kleinen gar nicht ansprechen? Keine Sorge: Hier gibt es weder richtige noch falsche Antworten. Denn das ist tatsächlich Typsache. Nicht jede*r kann mit jeder Altersstufe arbeiten.


Passe dein Unterrichtskonzept auf jeden Fall deiner gewählten Zielgruppe an und bedenke: Natürlich kannst du – übertrieben gesagt – 1,5 Stunden Lektionen für Dreijährige anbieten, aber nach 30 bis 45 Minuten wird da die Konzentration absinken.


Die Motivation oben halten

Motivationstiefs sind normal und sie lassen sich im Grunde nicht verhindern. Aber wichtig ist, dass du im Grossen und Ganzen dafür sorgst, dass du deine Lernenden zwar forderst, aber nie überforderst. Alles, was du tust, sollte deine Schüler*innen motivieren. Das heisst nicht, dass du ihnen nichts beibringen sollst und immer nur nach ihrer Nase tanzen sollst.


Keinesfalls. Wichtig ist, dass du eine klare Linie hast. Wenn jemand nicht geübt hat, kann es sein, dass du sauer wirst, weil du dich als Person nicht ernstgenommen fühlst. Aber natürlich hilft es niemandem, wenn du dann erst einmal ausrastest und herumschreist. Bekunde dein Missfallen und weise darauf hin, dass ihr jetzt eben den Unterricht für diesen gewünschten Übeeffekt nutzen müsst und nicht die gewünschten Fortschritte machen werdet. Allein das reicht für viele Schüler*innen schon dazu, dass sie beim nächsten Mal sicher üben werden.


Bestenfalls sorgst du schnell für Möglichkeiten, aufzutreten. Denn ein Auftritt ist ein echter Anziehungspunkt für Schüler*innen. Natürlich werden sie etwas nervös sein, aber sie werden eben auch üben und sich auf das Event freuen. Und bau unbedingt auch in jeden Unterricht etwas zum Freuen ein. Das kann sein, dass ihr am Schluss ein bestimmtes Stück immer weiter übt oder eben ein anderes, zu deinem Instrument passendes Ritual.

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Die Zusammenarbeit mit Eltern

Eins muss dir von Tag 1 an klar sein: Du gehst bei Minderjährigen einen Vertrag mit den Eltern ein. Natürlich ist das Kind die lernende Person, aber letzten Endes entscheiden die Eltern, ob der Unterricht weitergeht oder eben nicht.


Und da gibt es einige Fallstricke und ein paar Dinge, die du bedenken solltest:


Auf jeden Fall brauchst du eine klare Linie. Sind Eltern im Unterricht erlaubt oder nicht? Du bist hier niemandem Rechenschaft schuldig. Wenn du sagst, dass du den Unterricht ohne die Eltern machen willst, ist das deine Regel. Du kannst beispielsweise damit argumentieren, dass die meisten Kinder besser mitmachen, wenn die Eltern abwesend sind. Das zeigt einfach die Erfahrung.


Und ganz praktisch gibt es wirklich gute Gründe, Eltern aus dem Unterricht zu lassen. Denn es gibt sehr viele Eltern, die sich permanent in deinen Unterricht einmischen werden. Jedes deiner Worte wird auf die Goldwaage gelegt und zum Diskussionsanlass verwendet. Dann wirst du einen Grossteil deiner Unterrichtszeit auf sinnlose Diskussionen verschwenden.


So oder so: Du musst mit den Eltern zusammenarbeiten und an vielen Punkten musst du sie mit ins Boot holen. Ein Beispiel dafür wäre ein zeitlich später Auftritt für Jugendliche. Sind sie damit einverstanden, dass ihr Kind noch um 20:00 Uhr auf eine Bühne geht oder machen sie da nicht mit? Denn sie sind die Bezugsperson deiner Schüler*innen und es ist gut, wenn ihr euch gut versteht. Plane also ruhig einen Raum für Feedback ein. Nach dem Unterricht spricht nichts dagegen, dass du kurz Rückmeldung gibst, ob heute alles gut gelaufen ist oder wenn nicht, was das Problem war. Denn dann können die Eltern dich im Hintergrund unterstützen. Die Unterrichtsdetails können die meisten Kinder selbst auch gut wiedergeben.


Gerade bei kleineren Kindern brauchst du unbedingt ein gutes System, um eventuelle Hausaufgaben mitzuteilen. Sorge dafür, dass dein eigener Aufwand sich im Rahmen hält. Oft sind die Eltern untereinander gut vernetzt und dann reicht es wahrscheinlich, wenn du die Hausaufgaben zentral mitteilst und alle über Gruppen informiert werden.

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Praktische Tipps

Neben all diesen organisatorischen Dingen gibt es auch ein paar Tipps, die dir an dieser Stelle vielleicht ein Schmunzeln abringen. Aber glaub uns, wenn wir dir sagen: Wir waren alle an diesem Punkt.

  • Instrumente: Es scheint in der Natur des Menschen zu liegen. Wer ein Instrument in der Hand hat, will es ausprobieren. Gerade, wenn du also beispielsweise musikalische Früherziehung unterrichtest oder auch den klassischen Unterricht, werden deine Schüler*innen geneigt sein, immer mal wieder Geräusche zu erzeugen. Räum dafür ruhig ein wenig Platz in deinem Unterrichtskonzept ein. Du willst kein Drillmaster sein, sondern Musiklehrperson. Aber natürlich muss auch irgendwann wieder Ruhe einkehren. Vereinbare ein Zeichen und wenn dieses ertönt oder zu sehen ist, haben die Instrumente Pause. Wenn das ohne eine hilfreiche Brücke nicht gelingen will, kannst du auch einen Parkplatz für Instrumente einrichten.

  • Pünktlichkeit: Es wird immer die Menschen geben, die stets pünktlich auftauchen und die, die permanent zu spät sind. Für diejenigen, die immer zu spät sind, muss klar sein – es ist nicht deine Aufgabe, diesen versäumten Unterricht nachzuholen. Mach die Konsequenzen direkt klar. Das müssen aber in der Regel eher die Eltern als die Kinder wissen.

  • Üben: Jedes Kind kommt mal in den Unterricht und hat überhaupt nicht geübt. Und dann? Vermeide Schimpfen. Weise eher auf die Folgen hin und dass es doch schade um die schöne Zeit ist.

Was tun mit unmotivierten Schüler*innen?

Demotivation kommt nie einfach so. Es gibt dafür oft Gründe: Vielleicht gibt es sehr viel Stress im Elternhaus um diesen Unterricht. Das kannst du natürlich nicht direkt ansprechen, aber im Gespräch wirst du es wahrscheinlich herausfinden. Vielleicht ist sonst im Leben sehr viel los und der Musikunterricht hat gerade nicht die oberste Priorität. Das ist schade, aber nicht zu ändern. Such das Gespräch mit den Eltern – lässt sich etwas verändern? Vielleicht ist es aber auch einfach das falsche Instrument. Beobachte dein*e Schüler*in eine Weile. Hält die Phase länger als ein paar Wochen an, sprich ruhig einmal die Eltern an.


Hast du noch Fragen?

Wir freuen uns, wenn wir dir wertvolle Tipps mit auf den Weg geben konnten. Wenn du aber noch mehr Fragen hast, zögere bitte nicht, Kontakt zu uns aufzunehmen. Gerne beraten wir dich auch.


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