„Wie übt eigentlich...?“ Musiker*innen sprechen übers Üben - mit Patrick Hinsberger
Aktualisiert: 30. Okt.
Patrick Hinsberger, Jazz-Trompeter und Podcaster, spricht in „Wie übt eigentlich...?" mit anderen Musikerinnen und Musikern über ihre alltägliche Übepraxis. Sein Podcast bietet Einblicke in die Methoden und Strategien seiner Gäste, die sowohl Einsteiger*innen als auch Profis helfen, besser zu üben. Entdecke mehr Tipps und Inspiration auf seinem Blog oder höre dir die neueste Folge an – perfekt für deinen nächsten Übe-Boost!
Wer ist Patrick Hinsberger?
Ich habe Jazz Trompete zuerst an der Musikhochschule in Saarbrücken und dann an der Hochschule der Künste in Bern studiert. Ich kam zuerst für ein Erasmus in die Schweiz und habe ich mich dann nach einem Semester dazu entschlossen, mein Studium hier weiterzuverfolgen und es 2020 abgeschlossen.
Woher kam die Idee für "Wie übt eigentlich...?"?
Die Idee zum Podcast kam während meiner Bachelor-Arbeit an der HKB. Ich habe mich damals zum ersten Mal wissenschaftlichen mit dem Thema Üben beschäftigt. Viele der Erkenntnisse aus der Arbeit hätte ich gerne schon direkt zum Anfang meines Studiums gehabt – das wollte ich gerne öffentlich zugänglich machen und an andere weitergeben. Der Podcast kam dann ein halbes Jahr später dazu – übrigens auch mit einem Gast, der in der Schweiz lebt: Max Frankl.
An wen richtet sich dein Blog/Podcast?
Das Angebot im Podcast und auf dem Blog richtet sich an alle, die aktiv Musik machen. Ganz gleich ob als Schüler*in oder Lehrperson. Wenn wir selbst gut üben können, fällt es uns auch leichter diese Techniken an andere weiterzugeben. Die Inhalte sollen einerseits Impulse für ein Nachdenken über das eigene Üben sein (was kann ich aus den Strategien und Methoden anderer Musiker*innen lernen?) aber andererseits auch ganz konkrete Tipps und Hilfestellungen im täglichen Üben bieten (z.B. 2:1 Methode zum schnell spielen).
Was war die wichtigste Lektion, die du von den Musikern und Gästen gelernt hast?
Ein Highlight für mich war sicher das Interview mit Prof. Dr. Eckart Altenmüller. Als Musiker und Neurowissenschaftler hat er einen sehr analytischen Blick auf das Thema Üben und konnte viele konkrete (wissenschaftliche) Tipps geben. Durch alle Interviews in den letzten knapp 3 Jahren zog sich aber eine andere Erkenntnis: das Wichtigste ist, sich möglichst genau kennenzulernen und die Fähigkeit zu kultivieren, sein eigenes Üben kritisch hinterfragen zu lernen. In der Wissenschaft nennt man das „metakognitives Lernen“.
Welche Tipps hast du für absolute Anfänger*innen, die ein Instrument lernen möchten?
Das lässt sich so pauschal nicht beantworten. Die Herausforderungen unterscheiden sich nicht nur von Instrument zu Instrument, sondern auch von Schüler*in zu Schüler*in. Das Wichtigste am Anfang ist sicher motivierender Unterricht mit einer ausgebildeten Lehrperson. Diese kann gerade am Anfang wertvolle Hilfestellungen zu Technik und Musikauswahl geben und man vermeidet von Beginn an falsche Angewohnheiten. Der andere wichtige Punkt ist für mich die Fortschrittskontrolle. Gerade nach der ersten Euphorie am Anfang kommt oft der Punkt, wo man denkt, dass es nicht mehr weitergeht. Es lohnt sich also sich selbst aufzunehmen oder ein Übe-Tagebuch zu führen.
Üben Profis anders als Laien und wenn ja, wie?
Ich glaube der grösste Unterschied in beiden Gruppen liegt in der Zeit, die sie für das tägliche Üben aufbringen können. Hier haben Profis einen klaren Vorteil - logischerweise. Auch wenn man es nicht immer verallgemeinern kann, liegt sicher ein weiterer Unterschied beider Gruppen in der Vielfalt an Methoden, die ihnen zur Verfügung stehen. Üben ist ein Handwerk, dass besser mit den richtigen Werkzeugen funktioniert.
Was können sich Einsteiger*innen bei den Profis abschauen?
Zwei entscheidende Punkte für mich sind Methodenvielfalt und Selbstreflexion. Üben ist ein Handwerk, für das man den richtigen Werkzeugkasten benötigt. Es lohnt sich also viel mit den Methoden und Strategien von anderen Musiker*innen zu beschäftigen und für sich das Beste zu kopieren. Besonders eindrücklich zeigt sich das im „Prinzip der Reduktion“. Im Vergleich zum Sport wird es sofort deutlich: Ein Stabhochspringer wird nicht den ganzen Tag den Hochsprung üben, sondern die Bewegung in seine Einzelteile zerlegen. Das gleiche lässt sich auch auf die Musik übertragen.
Welche Ziele möchtest du mit dem Blog erreichen?
Aktuell arbeite ich gerade an einem Buch, dass die Erkenntnisse und Methoden aus den Interviews bündelt und zusammenfasst. Die Idee entstand aus einigen Vorträgen, die ich dieses und letztes Jahr zum Thema Üben und meiner Arbeit mit dem Podcast halten durfte. Das Buch soll Nachschalgewerk (welche Methoden nutzen meine Gäste) und Workbook in einem sein. Die Übeplan-Vorlage, die es aktuell bereits im Shop gibt, soll dort auch nochmal besonders integriert werden. Daneben möchte ich zukünftig mehr Video Content anbieten – ein erstes kleines Highlight wartet hier schon im Dezember.
Welche Persönlichkeiten interviewst du als nächstes?
Mein nächster Gast ist der Schweizer Jazz Pianist Nik Bärtsch. Ich hab ihn während meiner Zeit in Bern entdeckt und war fasziniert von seiner Spielweise. Jeden Montag gibt er in Zürich einen Workshop und spielt mit seiner Band im Exil – und das seit 20 Jahren. Im Interview hat er ein paar sehr persönliche Insights aus seinem Üben gegeben und aus der Einbindung von Kampfkunst und Feldenkrais im Üben gesprochen.
Wo und wie kann man dir und deinem Content folgen?
Den Podcast „Wie übt eigentlich..?“ findet man auf allen Streaming-Plattformen. Die neueste Folge gibt es immer hier auf meiner Website. Natürlich findet man mich auch auf Social Media z.B. auf Instagram "What is practice". Daneben gibt es noch den kostenlosen Newsletter „High Five“, in dem ich einmal im Monat 5 Übe-Tipps gebe. Aktuell gibt’s zur Anmeldung auch das gratis PDF zur 30-Tage Übe-Challenge mit – also perfekt zum Start in den November.
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